seelsorge-am-meer.de

Fastenzeit

Wer fastet, der hat die Chance, sich selbst zu überraschen: Fällt es mir leicht, sieben Wochen auf Schokolade zu verzichten? [...] Was entdecke ich, wenn ich täglich einen Psalm lese? Wer fastet, der schafft sich selbst neue Freiräume...


Foto: K. Westphal
Es ist eine Herausforderung, sich sieben Wochen bewusst Zeit zu nehmen für etwas. Manche nutzen die Fastenzeit zu Jahresbeginn, um ihre guten Vorsätze endlich anzugehen: Auf Süßigkeiten verzichten, Diätprogramm starten. Aber Fastenzeit ist mehr als „Fasten“. Es geht weniger um das Verzichten: Vielmehr darum, was mit mir geschieht, wenn ich mich bewusst dazu entscheide. Vielleicht überrasche ich mich, wenn ich etwas Neues wage. Vielleicht nehme ich mich anders wahr. Vielleicht entdecke ich meinen Glauben ganz neu.

Das mittelhochdeutsche vasten hieß "festhalten, beobachten." Das trifft es gut: Fastenzeit kann heißen, die Zeit bis Ostern bewusster festzuhalten. Mir mehr Zeit zu nehmen - mehr Zeit für mich, mehr Zeit für Gott? Längst gibt es viele Möglichkeiten, sich mit inspirierenden Texten durch die etwa vierzig Tage vor Ostern begleiten zu lassen.

Zum Beispiel hier: Der Verlag Andere Zeiten e.V. startet 2020 wieder die Aktion „7 Wochen anders leben“. Es gibt eine Briefaktion oder den Fasten-Wegweiser wandeln. Alle Informationen dazu: Andere Zeiten e.V., www.anderezeiten.de

Oder wie wäre es mit: Regelmäßig meditieren oder jeden Tag Yoga machen. Öfter mal beten (zum Beispiel nach der Yoga-Einheit), täglich spaziergehen, das Handy nicht jeden Tag zur Hand nehmen, stattdessen die Bibel oder ein anderes Buch, das mich inspiriert. Bei Menschen anrufen, die ich schon lange sprechen wollte. Einmal mehr als sonst eine Messe oder ein Gebet besuchen. Vielleicht auf Süßigkeiten verzichten –vielleicht auch besonders gut und bewusst kochen und essen. Und nebenbei kann ich mich natürlich auf Ostern freuen. Es ist spannend, mich dabei selbst zu beobachten und mich überraschen zu lassen, wie ich diese Wochen erlebe.

Die Tage im Februar, März und April können kalt und ungemütlich sein. Ich kann also die Fastenzeit als grau und ermüdend erleben, immer in der Hoffnung darauf, dass endlich der Frühling kommt – dass endlich Ostern ist. Ich kann diese Zeit auch bewusst wahrnehmen als eine Möglichkeit, still zu werden. Ruhe zu finden, runter zu kommen. Die Leere wahrzunehmen, um Kraft zu tanken. Fastenzeit als Wüstenzeit, sozusagen. In der Wüste nämlich gibt es - Überraschung! – manchmal auch Oasen …

Dann wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt; vierzig Tage und vierzig Nächte
[Mt 4,1-2]

« zurück